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Wovor sich Kinder und Jugendliche im digitalen Raum schĂŒtzen mĂŒssen
Das Internet ist lÀngst ein fester Bestandteil des Lebens junger Menschen. Es bietet unzÀhlige Möglichkeiten zur Information, Vernetzung und Unterhaltung, doch es birgt auch Schattenseiten. Soziale Medien, Online-Spiele und Messenger-Dienste können unbewusst zur Gefahrenquelle werden. Der digitale Raum stellt Jugendliche vor Herausforderungen, auf die sie oft nicht ausreichend vorbereitet sind.

97% der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren haben ein Smartphone. Dies hat die JAMES-Studie der ZHAW herausgefunden. 89% haben ein Profil in einem sozialen Netzwerk. Dadurch begegnen den Kindern und Jugendlichen viele Gefahren, die hĂ€ufig unterschĂ€tzt werden, von Sexting ĂŒber Kinderpornografie bis zu Cybermobbing und PĂ€dokriminalitĂ€t.

Die Gefahren von Sexting

Der Begriff „Sexting“ kommt von „Sex“ und „Texting“ und steht fĂŒr das digitale Verschicken von sexuellen Fotos und Videos. Gerade in der Jugend wird Sexting ein Thema, wenn die eigene SexualitĂ€t entdeckt und ausprobiert wird. Sexting kommt innerhalb von romantischen Beziehungen vor, aber auch ausserhalb, als Form des Flirtens und um romantische und sexuelle Interessen auszudrĂŒcken. Das grösste Risiko besteht beim Sexting darin, dass sexuelle Inhalte von der Person weiterverbreitet werden, die sie bekommt. Haben Drittpersonen Zugriff auf diese Bilder und Videos, kann die Verbreitung nicht mehr kontrolliert werden. 

Sexting wird zur Nötigung wenn jemand unter Druck gesetzt wird, von sich selbst erotisches Bildmaterial zu teilen. Zum Beispiel die Forderung: «Wenn du mich liebst, schickst du mir ein Bild mit nacktem Oberkörper», kann bei der Polizei angezeigt werden. Tero Vesalaien / Shutterstock
Ab wann zÀhlen Fotos und Videos zur Kinderpornografie?

Es ist wichtig zu wissen, dass das Aufnehmen eines Fotos oder Videos mit sexuellem Inhalt strafbar sein kann, wenn die auf der Aufnahme zu sehende Person minderjÀhrig ist. Im Schweizerischen Strafgesetzbuch gibt es aber eine Ausnahme, nÀmlich wenn sich 16- bis 18-JÀhrige mit gegenseitigem EinverstÀndnis solche Aufnahmen schicken. Was aber immer als Kinderpornografie gilt, ist die Abbildung von sexuellen Handlungen von Jugendlichen unter 16 Jahren. Solche FÀlle verfolgt die Justiz von Amtes wegen, da es sich um ein sogenanntes Offizialdelikt handelt. Wer im Internet auf kinderpornografische Inhalte stösst, darf auf keinen Fall Bilder oder Videos herunterladen oder Screenshots davon machen, da man sich so strafbar macht. Stattdessen sollte man den Link kopieren oder aufschreiben und sich damit an die Polizei wenden. 

PĂ€dokriminelle haben im Internet leichtes Spiel

Da Kinder und Jugendliche prĂ€sent in den sozialen Medien sind, haben PĂ€dokriminelle leichteres Spiel als frĂŒher. In der Schweiz werden sexuelle Handlungen mit Kindern vom Strafrecht hart geahndet. Solche Straftaten oder versuchte Straftaten beginnen oft mit sogenanntem Cybergrooming. Kriminelle versuchen, teilweise mit falschen IdentitĂ€ten, Kontakt mit Jugendlichen und Kindern aufzubauen, mit dem Ziel, diese sexuell zu missbrauchen. Dies kann ĂŒber Social Media-Apps wie Instagram oder TikTok passieren, aber auch ĂŒber Videospiele wie Minecraft oder Fortnite.

Üblicherweise beginnen die Konversationen harmlos. Der TĂ€ter fragt die Kinder oder Jugendlichen nach ihren Hobbys, der Lieblingsmusik und welche Kleider und Schuhe sie toll finden. Dadurch baut sich ein Vertrauen auf, gerade wenn der TĂ€ter dem Opfer vorspielt, dass sie viele Gemeinsamkeiten hĂ€tten. Der TĂ€ter schenkt seinem Opfer viel Aufmerksamkeit, zeigt VerstĂ€ndnis fĂŒr dessen Probleme und macht ihm Komplimente, wodurch sich Kinder und Jugendliche verstanden fĂŒhlen können. Diese Szenarien sind keineswegs selten. GemĂ€ss der JAMES-Studie aus dem Jahr 2022 haben 47% der Jugendlichen in der Schweiz online solche Erfahrungen gemacht. Dieses Problem betrifft MĂ€dchen und Jungen, aber MĂ€dchen sind etwa doppelt so hĂ€ufig betroffen. Problematisch ist, dass Cybergrooming bis heute in der Schweiz straflos ist. Im Gegensatz zum Sexting, wo die sexuellen Inhalte einvernehmlich verschickt werden, geht es beim Cybergrooming um die Vorbereitung eines sexuellen Missbrauchs von einem Kind bzw. Jugendlichen durch einen Erwachsenen.

Nina Bott teilte Fotos aus ihrem Familienleben auf Instagram. Eines Tages erfuhr sie, dass Bilder ihrer Kinder im Darknet auf einer pÀdokriminellen Plattform mit verstörenden Kommentaren aufgetaucht waren. Die STRG_F-Reportage zeigt, wie leicht und massenhaft PÀdophile Kinderbilder stehlen. Youtube: STRG_F
Psychische Belastung durch Cybermobbing

Mobbing bedeutet, dass jemand wiederholt und ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum von einer oder mehreren Personen systematisch fertig gemacht wird. Werden digitale Medien benutzt, um jemanden zu mobben, wird das Cybermobbing genannt. Cybermobbing findet man auf Instagram, TikTok, Snapchat, WhatsApp, aber auch in Kommentarbereichen von Plattformen wie YouTube oder Twitch. Cybermobbing grenzt sich durch einige Faktoren von Mobbing ab. Die TĂ€ter können anonym bleiben — eine böse Nachricht kann problemlos unter einem falschen Namen verschickt werden. Das senkt die Hemmschwelle, jemanden fertig zu machen. Man muss die Reaktionen der betroffenen Person nicht wahrnehmen und getraut sich eher, herabwĂŒrdigende Aussagen zu machen. Hier kommt wiederum Sexting ins Spiel: Gelangt beispielsweise ein Nacktfoto einer Klassenkamerad:in in den Klassenchat, kann dies schnell zu Mobbing und Cybermobbing fĂŒhren.

Weiter hört Cybermobbing nicht auf, wenn am Nachmittag die Schule fertig ist. Da bereits Jugendliche durch Handys jederzeit erreichbar sind, kann jemand auch zuhause gemobbt werden. Jeder dritte Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren hat gemĂ€ss Studien schon Cybermobbing erlebt. Untersuchungen haben ergeben, dass betroffene Kinder und Jugendliche durch das Cybermobbing traurig und Ă€ngstlich werden und oft Depressionen entwickeln. Ausserdem haben sie ein höheres Risiko fĂŒr Suizidgedanken. 

Die genannten Gefahren laufen ineinander: Aus Sexting kann schnell Mobbing und Cybermobbing entstehen, aber Fotos und Videos können auch in Bezug auf Kinderpornografie problematisch sein. Diese Gefahren gilt es ernst zu nehmen und dĂŒrfen nicht unterschĂ€tzt werden. Wie Kinder oder Jugendliche und deren Eltern auf solche Probleme reagieren sollen und wie man sich davor schĂŒtzen kann, erklĂ€rt Polizei-Instruktor Thomas Zehnder im Interview mit YouMedia.